Im Gegensatz zum vorangegangen, eher theorielastigen Semester, war mein achtes Semester mehr praktischer Natur. Ich hatte zwei Studienprojekte am Start, drei Seminare, eine Vorlesung sowie eine Vorlesungsreihe. Zudem war ich Tutor im Kurs Referenzsysteme, den ich im Vorjahr besucht hatte. Alles zusammen füllte meine Woche gut aus. Sehr angenehm war dabei der Umstand, dass ich meistens bis 9 Uhr (aus)schlafen konnte, da die frühesten Kurse erst um 10 Uhr begannen.
Während des Semesters war abseits der Uni natürlich auch einiges los. So fanden sich gleich am Montag in der zweiten Woche alle Masterstudenten zum Grillen am Aasee ein. Meinen Geburtstag feierte ich am Samstag in derselben Woche im kleinen Rahmen in meiner Wohnung. Am Tag darauf besann ich mich, meine Laufschuhe wieder aus dem Schrank zu holen und mit dem Joggen zu beginnen. Dies machte ich mir daraufhin zu meiner wöchentlichen Gewohnheit und konnte mich so von anfänglichen 4 km auf bis zu 9,6 km steigern. Das Wetter war diesen Frühling und Frühsommer für Münsteraner Verhältnisse ausgesprochen gut, was diese sportliche Aktivität zusätzlich förderte. Auch mit dem Fahrrad konnte ich einige schöne Touren in der Umgebung Münsters unternehmen. Gerne hätte ich dabei das ein oder andere Motiv aufgenommen, doch durch den Verlust meines Smartphones im Winterurlaub war dies mir leider nicht vergönnt gewesen.
Über die vier Osterfeiertage fuhr ich zu meiner Familie nach Berlin. Auf der Hinfahrt habe ich mich mit meinem Bruder getroffen. Der Zug, den wir nahmen, hatte am Ende aufgrund von Bauarbeiten und eines "Personenschadens" sage und schreibe drei Stunden Verspätung. Nichtsdestotrotz traf ich mich am gleichen Abend mit drei Schulfreunden aus meinem ehemaligen Mathe-LK und wir ließen die Nacht gemütlich in einer Bar und einem Klub am Hackischen Markt ausklingen. Meinen Bruder hatte es leider nicht ganz so gut erwischt und musste die Feiertage krank im Bett verbringen. Da Ostern ziemlich spät in diesem Jahr lag, ergab sich endlich wieder die Gelegenheit, einen Geburtstag innerhalb der Familie mitzufeiern, und zwar den der Cousine meiner Mutter. Hier fand sich die gesamte nähere Verwandtschaft zusammen, sodass ich einige lang nicht mehr gesehene Gesichter wiedersah und die neuesten Neuigkeiten erfuhr. Meinen Osteraufenhalt rundete ich mit meiner Mutter in den "Gärten der Welt" ab, welche seit meinem letzten Besuch den ein oder anderen Garten hinzubekommen hatten.
Zu Himmelfahrt war es dann umgekehrt: Meine Eltern kamen zu Besuch nach Nordrhein-Westfalen.
Zuerst schauten sie gemeinsam mit meinem Bruder die Loreley am Rhein an. Einen Tag später trafen wir uns alle in Dortmund, wo wir uns ein Mietauto mieteten. Mit dem machten wir uns auf ins sagenumwobene Sauerland. Sagenumwoben deshalb, da schon in meiner Humangeografie-Vorlesung im dritten Semester immer ein leichtes Raunen durch den Saal ging, als der Professor das Sauerland erwähnte. Scheinbar sehen es hier viele Leute als eine Art grünes Paradies - im Gegensatz zum grauen Pott. Die Landschaft ist zwar recht nett anzuschauen, so mein persönlicher Eindruck, allerdings konnte ich mit den dortigen Erhebungen nicht so richtig identifizieren. Für Hügel (wie in England) sind sie zu groß und für Berge (wie in den Alpen) sind sie zu klein. Auf der Autobahnfahrt dorthin kamen sie mir zudem ziemlich gestaucht vor. Trotz alledem war der Aufenthalt, wenn auch nur kurz, eine willkommene Abwechslung zum Studienalltag. Am Nachmittag spazierten wir auf die Nordhelle, abends liefen wir entlang des angestauten Biggesees. Am nächsten Tag wanderten wir auf die Hohe Bracht. Die Nacht verbrachten wir in einer Hotelpension in Attendorn.
In den Pfingstferien war ich wiederum in Berlin. Mein Bruder hatte, obwohl er im selben Bundesland wie ich studiert, komischerweise keine Ferien. Daher musste ich mich wohl oder übel alleine auf den Weg machen. Im Zug (der diesmal sogar überpünktlich ankam) stand noch nicht wirklich fest, was ich in der mir zur Verfügung stehenden Zeit machen werde. Bald jedoch musste ich feststellen, dass dies die ereignisreichsten Pfingstferien meines Studiums werden sollten. Angefangen hat es mit einem Bowlingabend mit meinem besten Schulfreund und dessen Freundin in der Nähe vom Nollendorfplatz. Am Tag darauf waren meine Eltern und ich mit einer Arbeitskollegin meiner Mutter und deren Mann in Bernau Spargel essen. Zur besseren Verdauung spazierten wir noch an der Stadtmauer entlang, landeten aber letztendlich an unserer Ausgangsposition in einem Café. Die aufgenommenen Kalorien strampelten wir uns am nächsten Tag auf einer 40 km langen Radtour ab. Wir sind in die Stadt hinein bis zur Warschauer Straße gefahren, danach durch den Treptower Park und entlang des Teltowkanals bis nach Adlershof und von dort aus wieder zurück. Am Montag fand dann die fast schon zum Standardrepertoire meiner Ferien gehörende Rollenspielrunde statt. Allerdings gehörte sie mit vier Mitspielern eher zu einer der kleineren. Dienstag musste ich mich verstärkt mit Unikram auseinandersetzen, da auf diesen Tag die Deadline für einen vorläufigen Bericht fiel. Am Mittwochabend war ich kurz mit meinem Vater bei meinem Opa zu Besuch. Donnerstag war ich wiederum mit meinen anderen Großeltern verabredet. Wir waren zuerst in Neu Helgoland essen und haben danach eine kleine Schiffsrundfahrt über den Müggelsee unternommen. Am Freitagabend habe mich mit einem guten Schulfreund getroffen, den es arbeitsbedingt nach München verschlug. Da ich in Sachen Umzug in eine andere Stadt schon einige Erfahrungen gesammelt hatte, konnte ich ihm den ein oder anderen Tipp mit auf den Weg geben. Samstag wären noch zwei weitere Treffen möglich gewesen. Ich habe mich jedoch dafür entschieden, vor meiner Rückreise noch ein wenig Energie zu tanken. So habe ich den Tag in Ruhe zu Hause verbracht.
Das war auch gut so, denn die finalen vier Wochen des Semesters standen bevor. In diesen musste soviele Präsentationen halten wie noch nie, und zwar gleich fünf an der Zahl. Dafür war nur eine Klausur fällig, die wahrscheinlich auch letzte meines Studiums. Des Weiteren musste ich noch zwei je fünfseitige Abschlussberichte verfassen sowie zwei Studienprojekte inklusive Dokumentation fertigstellen. Letzteres geschah allerdings in der dreiwöchigen "Nachstudienzeit" des Semesters. Nebenbei hatte ich es gewagt, zum ersten Mal Blut zu spenden. Ich war natürlich vorher ein wenig aufgeregt. Da ich mich aber im Vorfeld umfassend informiert habe und das Praxisteam sehr routiniert zu Werke ging, lief alles reibungslos ab. Ich hoffe, dass ich so einem Menschen helfen konnte und denke, dass ich zu gegebener Zeit wieder gehen werde.
An den letzten Wochenenden standen dann diverse Abschiedsfeiern an. Die erste war von einer Geografiestudentin, die es nach Dänemark zog, und drei ihrer Mitbewohnerinnen organisiert. Wie Mädchen nun mal sind, verließ keiner der vielen Gäste die Feier durstig oder gar hungrig. Mit meinem Informatik-Übungspartner aus dem ersten Semester war ich noch einmal abschließend joggen und anschließend in einem Münsteraner Club namens "Cuba Nova" das Tanzbein schwingen. Ich selbst habe meine Abschiedsfeier im BARzillus gefeiert. Ich muss sagen, dass es einer der nettesten Abend war, die ich in Münster verbracht habe. Den fünf Anwesenden sei dafür herzlich gedankt. Am folgenden Tag hieß es dann Koffer packen - allerdings sehr gemütlich, sodass am Nachmittag noch ein Kinobesuch drin war. Während des Semesters hatte ich es nur ein einziges Mal ins Kino geschafft. Meine Eltern kamen am nächsten Tag mit dem Auto, welches wir nun nach und nach randvoll beluden. Mein Bruder war auch kurzzeitig da und nahm ein paar Sachen für sich mit. Wie auch schon vor zwei Jahren hieß es nun Münster Lebewohl zu sagen. Bei meiner Abfahrt hatte ich allerdings das Gefühl, dass es wohl nicht das letzte Mal gewesen war.