Der November bot alles an Nebel, was man sich so vorstellen konnte: Hochnebel, Tiefnebel, dichten Nebel, dünnen Nebel, hellgrauen Nebel, dunkelgrauen Nebel. Nur vereinzelt schaffte es die Sonne, ein paar aufmunternde Strahlen der Erde entgegen zu schicken. Bis auf den letzten Tag fiel auch im ganzen Monat kein Tröpfchen Regen.
Um der Tristesse des trüben Wetters für ein paar Momente zu entfliehen, half Bewegung. So war ich Schwimmen, Eislaufen und einmal sogar Joggen. Allerdings war es da schon ziemlich kalt, vor allem an den Händen. Dieser Umstand wurde jedoch von einem wunderschönen Ausblick auf ein im Sonnenuntergang und Nebel versinkendes Zürich entschädigt. Als sich an einem Wochenende eine Sonnenlücke auftat, spazierte ich ein bisschen in Wollishofen, einem im Südwesten gelegenen Stadtteil Zürichs, herum.
An einem anderen Wochenende besichtigte ich das Museum Rietberg. Hier gab es Kunstschätze zu den verschiedenen Weltreligionen zu sehen. Eine Sonderausstellung zum Thema "Mystik" . Um die vielen Eindrücke zu verarbeiten, half ein kleiner Rundgang durch den schönen, angrenzenden Park. Als kleine Anekdote sei erwähnt, dass Richard Wagner in der Villa, die später zu dem Museum umfunktioniert wurde, seine berühmte Oper "Tristan und Isolde" geschrieben hat. Über diese musste ich in der Schule mal einen Vortrag halten. Ein bisschen weiter in meine Kindheit wurde ich versetzt, als ich mir im Kino den Film "Tom Sawyer" anschaute. Aus dem Buch hatte mir und meinem Bruder früher immer mein Opa vorgelesen.
Am Institut kam es ebenfalls zu einigen Gelegenheiten, den grauen Arbeitsalltag ein wenig bunter zu gestalten. So durfte ich an einer Exkursion zu ESRI teilnehmen - einer großen Firma für Geoinformationssoftware, die eine Niederlassung in Zürich hat. Lustigerweise hörte ich in derselben Woche noch einen Vortrag des Hauptkonkurrenten - Quantum GIS - gehalten von Tim Sutton, einem der Chefentwickler. An einem Abend verabschiedeten wir in der Pizzeria Molino in lustiger Runde unsere Doktorandin, die einen Monat bei uns arbeitete. Gegen Ende des Monats nahm mich mein Projektleiter noch zu einem Treffen mit Geologen mit, um sie über den aktuellen Stand des Projekts zu informieren.
Am letzten Wochenende kam es dann zu einer Begegnung der besonderen Art. Eine meiner ehemaligen englischen Arbeitskolleginnen hatte mir geschrieben, dass ihre Patentochter für ein paar Monate nach Zürich kommen wird. Nach einigen Nachrichtenwechseln auf Facebook verabredeten wir uns schließlich zu einem ersten Treffen. Da sie erst vor zwei Wochen in der Schweiz angekommen war, spazierte ich mit ihr auf den Zürichberg, damit sie einen guten Überblick von Zürich erhalten konnte. Im Anschluss daran haben wir - wie in England typisch - noch einen 5 Uhr Tee bei mir getrunken.