Der September in Zürich begann eigentlich schon im August, da mein Praktikum am Montag, dem 29. August 2011 um 9:00 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit startete. Mein Praktikumsbetreuer und gleichzeitig Projektleiter hat mich freundlich empfangen und mir in den ersten anderthalb Stunden alles wichtige für das Projekt erklärt und gezeigt. Auf einer Führung durch das Institut hat er mich mit einzelnen Mitarbeitern bekannt gemacht. Das Institut selbst ist kleiner als das in Münster, dafür kennt man sich um so besser. Dies zeigte sich gleich bei der ersten Kaffeepause am Vormittag, bei der sich fast alle Institutsmitarbeiter in einer Caféteria einfanden. Auch beim Mittagessen in der Mensa bot sich ein ähnliches Bild.
Die darauffolgenden drei Wochen bestanden daraus, mich zunächst mit dem Projekt vertraut zu machen, einen Praktikumsplan zu erstellen und verschiedene Programme auszuprobieren. Für ein wenig Abwechslung sorgte in der zweiten Woche ein von den Teammitgliedern organisierter Workshop, bei der die zukünftige Entwicklung des Projekts und neue Funktionen diskutiert wurden. Dieser fand in Aarau statt, einem kleinen Städtchen, das man innerhalb einer halben Stunde mit dem Zug von Zürich aus erreichen kann. In der dritten Woche nach Praktikumsbeginn veranstaltete das Institut eine Kartografie-Werkschau. Hierbei wurden verschiedene Projekte vorgestellt und ein Preis für das beste kartografische Produkt verliehen.
Aber nicht nur auf Arbeit war einiges los, sondern auch nebenher. So nahm ich in der ersten Woche an einer von der Stadt organisierten Begrüßungsversanstaltung teil, die allen Neuzugezogenen galt. Nach einer kurzen Einführung ging es auf einem einstündigen Rundgang durch die Altstadt. Anschließend versammelte man sich zu einem Apéro, bei dem kleine Häppchen sowie Sekt und Saft serviert wurden. Ebenfalls in der ersten Woche war ich bei einem Apéro von einem Arbeitskollegen. Dieser hatte zuvor seine Doktorarbeit erfolgreich verteidigt.
An den Wochenenden verspürte ich irgendwie das Verlangen, mich kulturell und wissenschaftlich weiterzubilden. Vielleicht fehlten mir nur einfach die Vorlesungen. So war ich zum einen im Medizin-Historischen Museum. Hier wurde die Geschichte der Medizin von den Anfängen bis zur Neuzeit aufgerollt. Zum anderen war ich im Kulturama, einem Museum, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht. Meine nicht vorhandenen botanischen Kenntnisse frischte ich bei einem Besuch in der Sukkulenten-Sammlung als auch in der Stadtgärtnerei der Stadt Zürich auf. Obwohl es schon fast Herbst war, gab es noch einige schöne Blumen und Kakteen zu sehen.
Aber auch die Berge verlor ich nicht vollkommen aus den Augen. An einem Samstag gegen Ende des Monats fuhr ich nach Meilen und wanderte auf einen 853m hohen Berg namens Pfannenstiel. Dort gab es einen Aussichtsturm - allerdings war die Sicht trotz guten Wetters doch eher bescheiden. Auf der Rücktour nahm ich den Weg nach Forch und ließ mich von dort aus mit der Bahn nach Zürich zurückbringen. Das Wetter im September war fast ausnahmslos gut, so konnte ich einige Male joggen gehen.
Dies war aber noch nicht alles. In Zürich findet nämlich jedes Jahr das sogenannte Knabenschießen statt. Hierbei schießen Jugendliche mit echten Gewehren auf eine Zielscheibe und erhalten für jeden Treffer Punkte. Gewonnen hat am Ende der- oder diejenige mit den meisten Punkten. Dieses Jahr gelang dies lustigerweise einem Mädchen. Begleitend zum Knabenschießen findet eine Kirmes statt, die ich mir näher angeschaut habe. Kurz gesagt gab es hierbei tausend Möglichkeiten Nahrung aufzunehmen und wahrscheinlich ebenso viele, diese wieder zu verlieren. Dazu kam es bei mir zum Glück nicht: Ich fuhr lediglich mit einem Kettenkarussell, das sich in 50m Höhe über dem Boden schraubte.
Zum Ausklang dieses Blogposts sei noch eine Erasmus-Party erwähnt, auf die ich mich gemeinsam mit meiner Zimmernachbarin begab. Es war viel los, die Musik war erstaunlich gut, die Location ziemlich runtergekommen und die Preise für Zürcher Verhältnisse relativ niedrig. Alles in allem also eine Feier, die diesem Titel gerecht wird.